Glas und Praxis

3. Der Baustoff Glas

3.1. Geschichtliche Entwicklung

3.

Glas gilt als einer der ältesten von Menschen künstlich hergestellten Werkstoffe. Das Rätsel um den Ursprung der Glasherstellung ist jedoch bis heute ungelöst. Die ältesten Glasfunde, als Glasuren von Keramiken, sollen bis auf das 7. Jahrtausend v. Chr. zurückgehen. Ab der Zeit um 3500 v. Chr. kann von einer eigentlichen Glasproduktion gesprochen werden in Form von Glas- perlen, später auch Ringen und kleinen Figuren, die in Gussformen hergestellt wurden. Um 1500 v. Chr. wurde die Sandkerntechnik entwickelt. Dabei wurde ein an einer Stange befestigter kera- mischer Kern als Negativform in die Schmelzmasse getaucht und um die eigene Achse gedreht bis die zähflüssige Glasmasse daran haften blieb. Die Masse wurde dann auf einer Platte ge- rollt bis die gewünschte Form erreicht war. Danach wurde das Werkstück abgekühlt, der Hilfs-

kern entfernt und die rohen Glaskörper durch Polieren und Schleifen veredelt. Auf diese Weise entstanden, zu dieser Zeit immer noch undurchsichtige jedoch farbige, kleine Vasen, Trinkgefässe und Schalen, wobei die Farben durch Beigabe von Kupfer- und Kobaltverbin- dungen in die Schmelzmasse erreicht wurden. Um 1000 v. Chr. war die Glasmacherkunst im Niltal von Alexandria bis Luxor, zwischen Euph- rat und Tigris, im Irak, in Syrien, auf Zypern und Rhodos verbreitet und es entstand in der Folge eine Art vorgeschichtliche Glasindustrie. Bild: Lotuskelch mit Namen Thutmosis’ III. Ältestes sicher zu datierendes Glasgefäss. Neues Reich, 18. Dynastie, um 1450 v. Chr. Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München

Lotuskelch Thutmosis‘ III/Foto: Marianne Franke

Glasmacherpfeife Mit der Erfindung der Glasmacherpfeife durch syrische Handwerker um 200 v. Chr. wurde die Glasherstellung auf eine neue Stufe gehoben. Das einfache Instrument, ein etwa 100 – 150 cm langes Eisenrohr, ermöglichte die Herstellung von dünnwandigen durchsichtigen Hohlgefässen in grosser Vielfalt. Der Glasbläser nimmt einen Posten flüssiges Glas aus der Schmelze auf und bläst diesen zu einer Kugel. Durch die Weiterentwicklung zum Zylinderstreckverfahren konnten bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. flache Glastafeln bis zu einer Grösse von ca. 90 x 200 cm her- gestellt werden. Die Glasmacherpfeife wird auch heute noch, trotz immenser technischer Fort- schritte, für die Herstellung von Spezialgläsern, zum Beispiel Echtantikglas, praktisch in unver- änderter Form verwendet.

Der Baustoff Glas I 15

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