Glas und Praxis
Gebäude mit hohem Glasanteil Bei Gebäuden mit hohem Glasanteil gilt es, die thermische Behaglichkeit im Sommer und im Win- ter zu gewährleisten. Gleichzeitig sollen der Wärmebedarf im Winter als auch der Kühlbedarf im Sommer möglichst tief gehalten werden. Das Merkblatt SIA 2021 „Gebäude mit hohem Glasanteil“ und die dazugehörige Dokumentation D 0176 behandeln dieses Thema ausführlich. Isolierglasstress vermeiden Der Zwischenraum im Isolierglas ist hermetisch abgeschlossen. Deshalb wirken bei thermischen und barometrischen Veränderungen Kräfte auf die Isolierglaseinheit ein. Diese werden beein- flusst durch: Einbauhöhe in m ü. M.
Luftdruckveränderungen Temperaturveränderungen
Strahlungsabsorptionsgrad des Glases Grösse des Scheibenzwischenraums Ungleiche Glasdicken (asymmetrischer Aufbau) Elementabmessungen
Bedingt durch den höheren Strahlungsabsorptionsgrad heizt sich der Scheibenzwischenraum bei Sonnenschutz-Isoliergläsern mehr auf als bei Isoliergläsern mit Klarglas. Wird ein Scheibenzwi- schenraum von über 16 mm vorgesehen, sollte der Aufbau des Isolierglases bereits in der Pla- nungsphase überprüft werden. Darüber hinaus sind Isoliergläser mit kleinen Abmessungen oder kurzen Seitenlängen stärkeren Belastungen ausgesetzt als Isoliergläser mit grossen Abmessun- gen. Aus statischen Gründen sind kleine Scheiben steifer und können sich bei Druckerhöhung im Scheibenzwischenraum nicht durchbiegen. Optische Massnahmen Durch den Doppelscheibeneffekt können optische Verzerrungen auftreten. Damit diese weniger sichtbar sind, sollte die dickere Scheibe aussen und die dünnere Scheibe innen verwendet werden. Der Dickenunterschied zwischen dem äusseren Sonnenschutzglas und der inneren Scheibe soll 3 mm nicht übersteigen. Der Scheibenzwischenraum soll nicht grösser sein als 16 mm. Die äussere Scheibe sollte die Mindestdicke von 6 mm nicht unterschreiten. Eine weitere Verbesserung der optischen Qualität erreicht man durch die Wahl eines dickeren Sonnenschutzglases, z. B. 8 mm anstelle von 6 mm. Vorspannen, nicht vorspannen? Sonnenschutzgläser nehmen in der Regel mehr Wärme auf als normales Floatglas oder Wär- medämmgläser. Durch Teilbeschattung kann sich die Scheibenoberfläche unterschiedlich er- wärmen. Wird der Temperaturunterschied zu gross, bricht die Scheibe. Durch thermisches Vor- spannen wird die Temperaturwechselbeständigkeit so erhöht, dass ein Bruch infolge thermischer Einflüsse fast ausgeschlossen werden kann. Als Richtlinie, ob eine thermische Vorspannung der beschichteten Scheibe notwendig ist oder nicht, kann der Strahlungsabsorptionsgrad verwendet werden. Beträgt dieser mehr als 50 %, ist eine Vorspannung in der Regel erforderlich.
Isolierverglasungen I 233
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