Glas und Praxis

Temperaturwechselbeständigkeit Unter Temperaturwechselbeständigkeit versteht man die Fähigkeit, einem schroffen Tempera- turwechsel zu widerstehen. Sie wird in Grad Kelvin angegeben und stellt ein Mass dar für die Wahrscheinlichkeit eines so genannten Thermoschocks, d. h. eines Bruches infolge thermischer Überbelastung. Je höher die Temperaturwechselbeständigkeit eines Glases ist, desto geringer ist die Gefahr für einen Thermoschock. Ein direkter Schluss aus der Temperaturwechselbeständig- keit auf maximal zulässige Oberflächentemperaturen auf einer Verglasung ist jedoch nicht mög- lich, da insbesondere die Temperaturverteilung massgebend ist.

Temperaturwechselbeständigkeit

Glasart

Temperaturwechsel- beständigkeit

Floatglas

40 °K 150 °K 260 °K

Einscheibensicherheitsglas (ESG)

Borosilikatglas Glaskeramik

> 300 °K

3.3.4. Chemische Eigenschaften Floatglas weist eine hohe Resistenz gegenüber fast allen Chemikalien auf. Eine Ausnahme bildet Flusssäure (HF), die zum Glasätzen verwendet wird. Auch gegen viele wässrige Lösungen ist Glas jedoch nicht absolut stabil. Sowohl saure als auch insbesondere basische Lösungen können die Oberfläche angreifen.

Einwirkung von Säure Es handelt sich um einen Ionenaustausch, bei dem z. B. Na + und Ca 2 + Ionen gegen H + Ionen ersetzt werden, ohne dass das SiO 2 -Netzwerk angegriffen wird. Daher hinterlässt dieser Pro- zess keine sichtbaren Spuren. Er wird sogar genutzt um Gläser zu veredeln, beim so ge- nannten chemischen Vorspannprozess. Einwirkung von Laugen Bei diesem Prozess reagiert die Lauge mit dem SiO 2 -Netzwerk. Es entstehen lösliche Kiesel- säuren, die Glasstruktur wird zerstört. Es blei- ben sichtbare Verätzungen zurück, etwa wenn Zementmilch auf eine Verglasung gelangt. Schon nach kurzer Standzeit wird die Ober- fläche angegriffen und es treten irreparable Schäden auf.

Na +

H + Cl -

Na + OH -

HSiO

-

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Der Baustoff Glas I 29

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